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Mikroplastik Umwelt – Wer sich mit den Themen Klimawandel, Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigt, wird häufig mit der Problematik “Mikroplastik” konfrontiert.
Doch was genau ist Mikroplastik? Wie gelangt es in unsere Umwelt? Und was kannst Du tun, um Mikroplastik zu vermeiden? Wir gehen der Sache auf den Grund!

Was genau ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik bezeichnet man feste, unlösliche, partikuläre und nicht biologisch abbaubare synthetische Polymere die eine Größe von weniger als 5 Millimeter aufweisen.

Dabei wird unterschieden in primäres Mikroplastik und sekundäres Mikroplastik.

Primäres Mikroplastik Sekundäres Mikroplastik
Partikel die bei Eintritt in die Umwelt bereits eine Größe von unter 5 mm aufweisen Entsteht bei dem Zerfall größerer Kunststoffteile (z.B. PET-Trinkflaschen oder Plastikbeutel)
Primäres Mikroplastik Typ A:

wird bereits in dieser Größe von der Industrie hergestellt (z.B. in Kosmetika)

Primäres Mikroplastik Typ B:

Entsteht während das Produkt indem Kunststoff enthalten ist, genutzt wird. (z.B. Abrieb von Autoreifen oder Fasern aus synthetischen Textilien)

Die Größe der Mikroplastikteilchen beeinflusst maßgeblich ihre Schwimmfähigkeit und somit ihre Verbreitung in der Umwelt.

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Wie gelangt das Mikroplastik in die Umwelt?

Mikroplastik gelangt über verschiedene Wege in die Umwelt. In den meisten Fällen werden die Plastikpartikel über das Regenwasser von unseren Straßen, in unser Abwassersystem geleitet. Dort wird das Abwasser gemeinsam mit den Haushaltsabwässern über die Kanalisation in die Kläranlagen befördert. Die Kläranlagen in Deutschland filtern zwar 95 Prozent des Mikroplastiks heraus. Davon gelangen allerdings 35 Prozent mit dem Klärschlamm zurück in die Umwelt – ein Großteil davon auf Äckern, die mit Klärschlamm gedüngt werden.

Neben dem Oberflächenwasser, gelangt Mikroplastik zudem als Fließwasser über Flüsse in die Umwelt. Das Mikroplastik sammelt sich so an Flussufern an, setzt sich in Flussbetten ab oder wird direkt in die Weltmeere transportiert.

Mikroplastikpartikel können aber auch über die Luft transportiert werden. Kleinste Teilchen werden hierbei mit dem Wind durch die Luft getragen. Anschließend fallen sie entweder als Schnee zurück auf die Erde oder werden von uns, in Form von Feinstaub, eingeatmet. Auf diesen Wegen können Mikroplastikpartikel weite Distanzen zurücklegen.

Wo kommt all das Mikroplastik her?

Die erheblichen Mengen an Mikroplastik haben unterschiedliche Ursprünge.
Über die folgenden Quellen gelangen allerdings die größten Mengen an Mikroplastik in die Umwelt:

Reifen- und Bremsenabrieb

Reifenabrieb gilt in Deutschland als die Hauptquelle von Mikroplastik. Dabei werden durch den Widerstand der Fahrbahn kleinste Mengen Plastik von den Fahrzeugreifen auf den Straßen abgerieben. Giftige Stoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) gelangen so auf den Asphalt. Diese Plastikpartikel werden durch Regenwasser in die Kanalisation oder direkt in das Oberflächenwasser gespült.

Kunstrasen

Auf vielen Sportanlagen gibt es Kunstrasenplätze. Bei der Großzahl der Kunstrasenplätze wird Kunststoffgranulat als Füllmaterial zwischen den Kunstrasenhalmen eingesetzt. Kommen die Sportler mit dem Kunstrasen in Berührung, gelangen die Kunststoffpartikel an ihre Kleidung. Diese Kunststoffpartikel werden anschließend durch die Wäsche der Textilien ins Abwasser befördert. Da das Kunststoffgranulat außerdem nicht fest mit dem Kunstrasen verbunden ist, kann es zudem sehr leicht durch die Schuhe der Sportler vom Platz getragen werden.

Synthetische Kleidung

Viele Textilien bestehen aus Kunsttoffmaterial wie z.B. Polyester oder Acryl. Diese Kunststofffasern lösen sich beim Waschen der Textilien durch die mechanischen (Schleudern) und chemischen (Waschmittel) Einflüsse. So gelangen die Kunststofffasern ins Haushaltsabwasser. Wieviel Kunststofffasern sich von den Textilien lösen, hängt auch davon ab, bei welcher Waschtemperatur man die Textilien wäscht. Bei höheren Temperaturen werden mehr Fasern beschädigt und abgelöst, als bei niedrigeren Temperaturen.

Mikroplastik in Kosmetik

Viele der Kosmetikprodukte die auf dem deutschen Markt angeboten werden, enthalten Mikroplastik. So werden z. B. feste Kunststoffkügelchen aus Polyethylen als Schleifmittel in Peelings und Duschgelen verwendet. Weitere Kunststoffe dienen als Binde- und Emulsionsmittel sowie Filmbildner, um die Konsistenzen der Kosmetika zu beeinflussen.
Darüber hinaus werden synthetische Polymere nicht nur als Partikel, sondern auch in gelöster, gelartiger oder flüssiger Form von der Industrie verwendet.

Plastikteilchen in Mehrwegflaschen

Viele Flaschenwasser enthalten Mikroplastik. So wird beispielsweise der Weichmacher Bisphenol A (kurz: BPA) ins Trinkwasser abgegeben. BPA sorgt dafür, dass der Kunststoff zur Herstellung der PET-Flaschen nicht spröde wird. Die meisten Mikroplastikartikel wurden jedoch in Mehrwegflaschen aus Kunststoff nachgewiesen. Durch die häufige Wiederverwendung von Mehrwegflaschen können die Innenwände der Flaschen aufrauen und so vermehrt Plastikpartikel abgeben.

Es ist erstaunlich, denn sogar in gekauftem Flaschenwasser wurden Kunststoffpartikelchen nachgewiesen. Dies führt man auf das Wasser, mit dem die Glasflaschen gereinigt werden, zurück.
Die wenigsten Mikroplastikpartikelchen befinden sich in unserem Trinkwasser zu Hause. Um so wenig Mikroplastik wie möglich über das Trinkwasser aufzunehmen, eignen sich daher am besten plastikfreie Edelstahltrinkflaschen wie unsere EVI Trinkflasche.

Mikroplastik im Meer

Plastik im Meer

Ein Großteil der entstandenen Mikroplastikmenge in der Umwelt befindet sich in unseren Weltmeeren. Konkret gelangen jedes Jahr 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik ins Meerwasser. Mikroplastik ist aus den Meeren faktisch nicht rückholbar und wird nur sehr langsam abgebaut. Die Anreicherung von Mikroplastik in der Umwelt wird somit im Laufe der Jahre automatisch, deutlich ansteigen.

Für viele Meeresbewohner stellt dies eine große Bedrohung dar. Die Tiere verwechseln die Plastikpartikel mit Nahrung und fressen den Kunststoff. Sie verhungern mit vollen Mägen, da der Kunststoff nicht verdaut werden kann. Die enthaltenen Zusatzstoffe im Plastik können den Meeresbewohnern zudem schaden.
Zusätzlich verletzen Plastikpartikel die Schleimhäute, belegen die Atmungsorgane oder verletzen und verstopfen den Magen-Darm-Trakt der Tiere. Die Auswirkungen dieser Folgen schaden unserem empfindlichen Ökostystem sehr.

Mikroplastik in Zahlen

  • In Deutschland entsteht 1,2 Kg/Kopf/Jahr Emissionsmenge durch Reifenabrieb. Das entspricht ca. 375.000 bis 693.750 Tonnen/Jahr

  • Die Gesamtfüllmenge an Kunststoffgranulat eines Kunstrasenplatzes beträgt durchschnittlich 16kg/m². Davon gelangen, pro Fußballfeld, jährlich ca. 1,5-2 Tonnen Granulat in die Umwelt

  • 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere gelangen jährlich in Deutschland allein aus Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln ins Abwasser

  • 35% des Gesamteintrages von Mikroplastik in den Weltmeeren besteht aus freigesetzten synthetischen Fasern aus Textilien. Textilfasern sind damit die größte Mikroplastikquelle in unseren Weltmeeren

Wie gelangt Mikroplastik in den menschlichen Körper?

Direkter Weg in den Körper Indirekter Weg in den Körper
Mikroplastikpartikelchen in Kosmetika, wie z.B. Zahnpasta, gelangen beim Verschlucken direkt über den Mund in den Körper Kleinstlebewesen (.z.B. Muscheln, Insekten, Fische) nehmen die Plastikpartikel auf. Diese werden wiederum von größeren Tieren gefressen, die wir Menschen dann verzehren.
Durch das Einatmen von Feinstaub, der durch die Luft getragen wird, gelangen kleinste Plastikpartikel in die Atemwege

Ist Mikroplastik schädlich für unsere Gesundheit?

Aufgrund seiner Beschaffenheit wirkt Kunststoff wie ein Magnet für Schadstoffe. Diese Schadstoffe befinden sich beispielsweise im Meerwasser und lagern sich auf der Oberfläche des Kunstoffes ab. In den Verdauungsorganen werden die Schadstoffe wieder freigesetzt und können so einen Einfluss auf den menschlichen Organismus nehmen.

Die genauen Folgen von Mikroplastik auf unsere Gesundheit sind bislang jedoch nicht ausreichend erforscht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) sowie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (Bfr) bestätigen, dass zum jetzigen Zeitpunkt, kein Risiko für eine gesundheitliche Gefährdung von Mikroplastik ausgeht. Um die genauen Folgen von Mikroplastik auf unsere Gesundheit ausmachen zu können, bedarf es somit weiterer Forschung.

Was kannst Du gegen Mikroplastik tun?

  • Unverpackt einkaufen/Glasbehältnisse und Mehrweggefäße nutzen
  • Nimm Deinen Müll mit! Wer seinen Plastikmüll in den Mülleimer gibt, sorgt dafür, dass weniger Plastik direkt in die Umwelt gelangt

  • Sorge für weniger Individual und Güterverkehr. Seltener Autofahren und weniger Konsum von Gütern die weite Transportwege haben, minimieren den Reifenabrieb auf unseren Straßen
  • Achte beim Autokauf auf das Gewicht Deines Autos. Nicht nur, dass leichtere Autos weniger Kraftstoff verbrauchen und somit klimafreundlicher sind, das Gewicht hat auch einen maßgeblichen Einfluss auf den Reifenabrieb
  • Solltest Du einen Kunstrasenplatz nutzen, klopfe nach dem Umziehen in der Umkleidekabine die Kleidung über einem Mülleimer aus. So gelangt der Kunststoff nicht in das Abwasser
  • Beim Waschen deiner Kleidung achte darauf, seltener und bei geringerer Temperatur zu waschen, so lösen sich weniger Kunststofffasern aus Deinen Textilien
  • Beim Kaufen von Kleidung kannst Du darauf achten, nachhaltige und faire Kleidungsstücke zu kaufen. Zum Beispiel in Second-Hand Läden oder auf Tauschbörsen
  • Defekte Kleidung kannst Du häufiger zu SchneiderInnen bringen, statt sie weg zu werfen. So minimierst du Deinen Kunststoffkonsum.
  • Beim Kauf von Kosmetika kannst Du darauf achten, kunststofffreie Produkte zu kaufen. Damit Du erkennen kannst, welche Kosmetika Kunststoffe enthalten, zeigen wir Dir hier eine Liste mit den häufigsten Kunststoffen und ihren Abkürzungen:

Kunststoff Abkürzung
Polyethylen PE
Polypropylen PP
Polyethylenterephthalat PET
Nylon-12 Nylon-12
Nylon-6 Nylon-6
Polyurethan PURA
Acrylates Copolymer AC
Acrylates Crosspolymer ACS
Polyacrylat PA
Polymethylmethacrylat PMMA
Polystyren PS
Polyquaternium PQ
  • Möchtest Du ganz einfach im Vorwege nachsehen, welche Kosmetika Kunststoffe enthalten, hat der BUND einen Einkaufsratgeber mit Kosmetikprodukten, in denen Mikroplastik enthalten ist, erstellt
  • Du kannst Dir auch ganz einfach Kosmetikprodukte selbst herstellen. Zum Reinigen Deiner Haut kannst Du so z.B. ein Peeling aus Zucker, Honig und Salz anmischen
  • Plastikfasten! Unter dem Hashtag #Plastikfasten findest Du Mitstreiter die eine Zeit lang auf Plastik verzichten. In der Community kann man sich über Tipps und Tricks austauschen und findet neue Ideen zur Plastikvermeidung